Historisches

aus dem Band 1 " Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz " 

Friedrichshof - Domäne

Pächterwohnhaus, Hofseite, 2002

Geschichte
Friedrichshof – einer von drei so benannten Orten dieses Namens in Strelitz und von zwölf gleichnamigen Orten in ganz Mecklenburg – ist 1734/35 als Meierei zum herzoglichen Gut Golm entstanden.1 Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Friedrichshof als selbständige Domäne verpachtet, Pächter war zunächst Heinrich Foelsch und nach ihm Ludwig Renjes.2 Als Pächterin ist im Herbst 1945 im Zuge der Bodenreform Margarete Renjes enteignet worden,3 in der Familie ihres verstorbenen Mannes hatte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Pachtung gelegen. Die Domäne wurde daraufhin unter Neubauern aufgeteilt, das Pächterwohnhaus diente lange Jahre mehreren Familien als Wohnhaus. Nach dem Auszug der letzten Bewohner ist das Haus 1997 zunächst erfolglos von einem Immobilienmakler zum Kauf angeboten4 und dann 2001 durch die Gemeinde5 an eine Wohnungsbaugenossenschaft neun junger Leute veräußert worden, die sich nun um die Instandsetzung und Wiederbelebung des Hauses und der angrenzenden Bereiche bemühen. Der Name der Genossenschaft – »Wohnfühl« – steht für ihr ungewöhnliches Konzept.

Lage des Gutes
Bis heute besteht die östlich Neubrandenburgs gelegene Ansiedlung ausschließlich aus den Bauten der Domäne, die als ursprünglich geschlossene Hofanlage mit einer Katenreihe an der Zufahrtsstraße aus Golm liegt.

Baugeschichte und Baubestand des Pächterwohnhauses
Mit der Neuanlage der zu Golm gehörenden Meierei wurde 1734/35 auch ein Wohnhaus neu erbaut, die Kosten dafür betrugen 116 Taler.6 Auf der Direktorialkarte von 1767 ist das langgestreckte Haus mit einem Vollwalmdach dargestellt. Vermutlich stammt noch der große gewölbte Keller, der sich unter dem südlichen Teil des heutigen Hauses erhalten hat, aus dieser Zeit und es steht aus der Form des heutigen Baus zu vermuten, dass das ursprüngliche Haus nur neunachsig war.

Am 17. August 1852 sind dem Pächter Foelsch die beantragten Veränderungen im […] neuen Pächterhause bewilligt worden, welcher Art die Veränderungen waren, ist allerdings nicht überliefert, es kann nur als belegt gelten, dass um 1852/53 das neue Pächterhaus errichtet wurde und Friedrich Wilhelm Buttel im Januar 1852 dafür die leider nicht erhaltenen Pläne erstellt hatte, er bezog sich in bereits aus dem Jahr 1851 überlieferten Briefen auf heranzuziehende Pläne der Domänenpächterhäuser von Golm und Vorheide.7

 
Pächterwohnhaus, alter tonnengewölbter und jüngerer flachgewölbter Keller; Windfang und Treppe, 2002

Am 23. Juli 1899 beantragte der damalige Pächter Ludwig Renjes die Reparatur des Wohnhauses, eine Besichtigung fand statt und es wurde dem Domanialamt berichtet: Aus den sub petito remissionis angeschlossenen Anlagen wolle die Großherzogliche Landesregierung die Nothwendigkeit einer größeren Reparatur im Pächterhause der Meierei Friedrichshof erse- hen. Unser technisches Mitglied [Müschen] hat sich an Ort und Stelle von der Nothwendigkeit und Unvermeidlichkeit dieser Reparatur überzeugt. Der theils bereits geschehene, theils drohende Einsturz der inneren Wände der linken Hälfte des Pächterhauses ist durch die Construction derselben als Klutenwände in Lehm unter Einwirkung von Feuchtigkeit erklärlich. In diesem Theil des Hauses befanden sich seither der Milchkeller, die Kochküche, Waschküche und andere Wirtschaftsräume, Flure pp., die vielfach mit Mauersteinen gepflastert waren und in welchen daher beim Reinigen der Gefäße, Fußböden pp. die unteren Wandtheile oft angefeuchtet wurden, wodurch Kluten und Lehm, aus denen sie aufgeführt sind, erweichten und so der gefahrdrohende Zustand herbeigeführt wurde. Die Waschküche ist inzwischen aus dem Wohnhause verlegt und befindet sich jetzt im Schweinehause. Bei dieser Gelegenheit ist nun etwas andere Ausnutzung der in Frage kommenden Räumlichkeiten auf Antrag und Wunsch des Pächters im Project berücksichtigt; dagegen haben wir die weiter gehenden Wünsche desselben auf Herstellung zweier vorderer Dacherkerstuben und einer Nebentreppe für das Dienstpersonal aus dem Project gestri- chen, um die Baukosten thunlichst einzuschränken. Da Gefahr in Verzug ist, bitten wir, das vor- liegende Projekt der Hauptreparatur des Pächterhauses, zu welchem Pächter außer den Fuhren 1⁄6 der baaren Kosten zu tragen hat, sub Extraordinaria außeretatmäßig zur Ausführung in die- sem Jahr zu genehmigen. Neustrelitz, 17. April 1899, Bau-Departement [u. a.] gez. Müschen. Die Genehmigung wurde erteilt.8
Unter Verwendung der vermutlich wenigen noch brauchbaren Teile des alten Hauses entstand nun der dreizehnachsige, eingeschossige Backsteinbau wie er bis heute er- halten ist. Er steht unverputzt auf einem Sockelgeschoss aus gespaltenen Feldsteinen und wird von einem biberschwanzgedeckten Krüppelwalmdach abgeschlossen. Die Fensterrahmungen im Feldsteinsockel sind in Backstein gearbeitet. Das aus handgestri- chenen Ziegeln bestehende Mauerwerk des Vollgeschosses ist mit Ausnahme eines abgetreppten und um die Gebäudekanten geführten Traufgesimses, das in einer Rollschicht endet, schmucklos. Die Fenster- und Türöffnungen sind segmentbogig geschlossen und haben Sohlbänke aus Backsteinen, die Eingangstür – eine zweiflügelige Tür mit fest- stehendem Oberlicht und zwei flankierenden schmalen Fenstern zur Belichtung der Diele – ist asymmetrisch in der von Süden gesehen fünften Achse angeordnet, zu dem vorgelagerten Podest führt eine breite Freitreppe. In der schmucklosen Gartenseite sind bereits einige Fenster in ihren Formaten verändert, ein später hinzugekommener Vorbau ist in sich zusammengebrochen.
Der Grundriss des Hauses ist zwar in einigen Bereichen gravierend verändert, lässt aber noch die frühere Situation erkennen, im südlich der kleinen Diele befindlichen Teil des Hauses war gartenseitig ein großer saalartiger Raum angeordnet, hofseitig ein ein- und ein zweiachsiges Zimmer. Von der kleinen Diele führt eine steile einläufige Treppe in das teilweise ausgebaute Dachgeschoss. Der größere nördliche Teil des Hauses ist durch einen Mittelflur charakterisiert, von dem aus die zumeist kleinen Räume der Hof- und Gartenseite erschlossen werden und der im nördlichen Giebel einen direkten Zugang hat. Wann der vierachsige, durch eine Faltwand unterteilbare Saal entstanden ist, der sich neben der Diele befindet, kann nicht nachvollzogen werden.
Erwähnenswert ist noch die zweite, über diesen Flur erschlossene Kelleranlage im nord- östlichen Teil des Hauses. Der bereits ursprünglich flach gedeckte Keller wurde mit dem Austausch der wohl zunächst tragenden Holzbalken durch Eisenträger erhöht, so dass die darüber liegenden Räume nur über eine Stufe zu erreichen sind.

Hofanlage
Pächterwohnhaus, Grundriss-Skizze Erdgeschoss, Hofseite, 1993; Gutsarbeiterkaten, September 1993 Backstein errichtet, mit dahinterliegenden kleineren Wirtschaftsgebäuden. Am Giebel 9 LHAS, 4-11-17/4, 258. Pächterwohnhaus, Grundriss-Skizze Erdgeschoss, Hofseite, 1993; Gutsarbeiterkaten, September 1993 Backstein errichtet, mit dahinterliegenden kleineren Wirtschaftsgebäuden. Am Giebel 9 LHAS, 4-11-17/4, 258. Pächterwohnhaus, Grundriss-Skizze Erdgeschoss, Hofseite, 1993; Gutsarbeiterkaten, September 1993 Backstein errichtet, mit dahinterliegenden kleineren Wirtschaftsgebäuden. Am Giebel 9 LHAS, 4-11-17/4, 258.

Der »Situationsplan von Friedrichshof«, der in einer Kopie von Hamann jun. aus dem Jahr 1853 überliefert ist,9 zeigt die damalige Bebauung des regelmäßig angelegten Hofes. Am rechteckigen Hofplatz, dessen östliche Schmalseite vom Wohnhaus eingenommen wurde, standen sich der Pferdestall und das Viehhaus gegenüber und eine Scheune und ein Schafstall bildeten das zweite Gebäudepaar. Zur Dorfstraße und am Wohnhaus begrenzten Mauern den Hof, zwischen den Wirtschaftsgebäuden befanden sich Strauchzäune. Ein hinter dem Wohnhaus stehender Schweinestall war offenbar 1853 bereits abgerissen, an das Viehhaus hatte man nachträglich einen Anbau angefügt. Axial gegenüber des Wohnhauses, außerhalb des Hofes und unmittelbar an der Dorfstraße gelegen, stand damals ein Altes Gebäude, dessen Funktion nicht überliefert ist.
Von den Wirtschaftsgebäuden hat sich noch die südlich vor dem Wohnhaus liegende Stallung, ein eingeschossiger Backsteinbau mit Krüppelwalmdach, der mit 1889 datiert und den Initialen WS [?] auf einen nicht zu identifizierenden Bauherren verweist, erhalten. Besonders bemerkenswert ist die 2002 noch nahezu unverändert erhalten gewesene Katenreihe aus drei einzeln stehende Satteldachbauten, alle auf Feldsteinsockel in des dem Herrenhaus zugewandten Katen befand sich die Jahreszahl 18**, die Bauten entstanden vermutlich in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Von der Pflasterung haben sich sowohl auf der Zufahrtsstraße als auch im Gutsbereich noch größere geschlossene Teile erhalten.

»Situationsplan von Friedrichshof. cop. Hamann jun.«, 1853; »Brouillon von dem Hochfürstlichen Guthe Golm c.p. Friedrichs-Hoff auf Befehl Herzoglicher Cammer vermessen und verfertiget 1767 Durch J. J. Willebrand«, Ausschnitt; Ortslage Friedrichshof, Schmettausche Karte, 1780; Ortslage Friedrichshof, 1:25.000, Messtischblatt 2447 der Preußischen Landesaufnahme, 1885/1932 »Situationsplan von Friedrichshof. cop. Hamann jun.«, 1853; »Brouillon von dem Hochfürstlichen Guthe Golm c.p. Friedrichs-Hoff auf Befehl Herzoglicher Cammer vermessen und verfertiget 1767 Durch J. J. Willebrand«, Ausschnitt; Ortslage Friedrichshof, Schmettausche Karte, 1780; Ortslage Friedrichshof, 1:25.000, Messtischblatt 2447 der Preußischen Landesaufnahme, 1885/1932
»Situationsplan von Friedrichshof. cop. Hamann jun.«, 1853; »Brouillon von dem Hochfürstlichen Guthe Golm c.p. Friedrichs-Hoff auf Befehl Herzoglicher Cammer vermessen und verfertiget 1767 Durch J. J. Willebrand«, Ausschnitt; Ortslage Friedrichshof, Schmettausche Karte, 1780; Ortslage Friedrichshof, 1:25.000, Messtischblatt 2447 der Preußischen Landesaufnahme, 1885/1932

 

1 LHAS, 4.11-5, IV Rr, 81,1. – Die durch BoRTH
2001, S. 93, irrtümlich aufgestellte Behauptung, Friedrichshof bestünde zumindest seit dem 17. Jahr- hundert, basiert offenbar darauf, dass er die bei KRÜGER für Golm aufgeführten Angaben auf Friedrichshof bezieht.
2 KRÜGER 1925, S. 469; STAATSKALENDER.
3 LHAS, 6.11-16, 2896.
4 Nordkurier, Beilage: Bauen. Wohnen. Finanzieren,
25. April 1997.
5 Nach freundlicher telefonischer Auskunft von Götz- Immobilien, Ulrich Götz, Neubrandenburg, 14. März 2002.
6 LHAS, 4.11-5, IV Rr, 81,1.
7 LHAS, 4-11-17/4, 258. – Dirk Schroeder: Altes Gutshaus mit Leben erfüllt, in: Nordkurier MST, 1./2. März 2003, S. 15, gibt als Baujahr des Hauses un- belegt 1850 an.
8 LHAS, 4.11-1, 7/2.
9 LHAS, 4-11-17/4, 258.

Administrative Zugehörigkeit
D. A. Stargard / ab 20. Mai 1920: Amt Stargard – Amtsgerichtsbezirk Friedland / ab 1934: Kreis Stargard / ab 24. März 1946: Kreis Neubrandenburg – Land Mecklenburg(-Vorpommern) / ab 25. Juli 1952: Lkr. Strasburg – Bezirk Neubrandenburg / ab 3. Oktober 1990: Lkr. Strasburg – Land Mecklenburg- Vorpommern / ab 12. Juli 1994: Lkr. Mecklenburg-Strelitz

Literatur
BORTH 2001, S. 92–94; HEMPEL 1842, S. 504; KRÜGER 1925, S. 469; Eckhard Kruse: Neue
Heimat für den Vampirapfel, in: Nordkurier MST, 22./23. November 2003, S. 16; NIEKAMMER 1928, S. 257; RAABE 1857, S. 966; RAABE/QUADE 1894, S. 1324; Dirk Schroeder: Altes Gutshaus
mit Leben erfüllt, in: Nordkurier MST, 1./2. März 2003, S. 15; Mario Tumm: »Kublanker haben ihre Chancen effektiv genutzt«, in: Nordkurier. MST, 21. September 1995; VEER 2006, 2. Bd., S. 342;
ZANDER 1889, S. 194

Historische Abbildungen
[0] –; [1] –; [2] –; [3] –; [4] –; [5] –; [6] –; [7] –; [8] –

Pläne/Karten
[0] MTB 2447; [1] 4-11-17/4, 258: »Situationsplan von Friedrichshof. cop. Hamann jun.«, 1853; 12.12-1 Kreis Stargard, Golm I: »Brouillon von dem Hochfürstlichen Guthe Golm c. p. Friedrichs-Hoff auf Befehl Herzoglicher Cammer vermessen und verfertiget 1767 Durch J. J. Willebrand«; [2] –; [3] –; [4] –; [5] –; [6] Sabine Bock: SCHMETTAU 1780; [7] –; [8] Wohnungsbaugenossenschaft Friedrichshof: Herrenhaus, Grundriss-Skizze Erdgeschoss

Archivalien
[0] –; [1] 4.11-5, IV Rr, 81,1; 4.11-1, 7/2; 4-11-17/4, 258; 5.12-4/2, 13081; 5.12-4/3, 2636; 6.11-16, 2896,
3013; [2] –; [3] –; [4] –; [5] –; [6] –; [7] –; [8] –